Մովսէս Գ. Տաթեւացի Հայոց կաթողիկոսն եւ իր ժամանակը

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MOSES DER DRITTE TAT’EWACI
KATHOLIKOS DER ARMENIER UND SEIN ZEITALTER. EIN BEITRAG ZUR ARMENISCHEN KIRCHENGESCHICHTE.

VON P. NERSES AKINIAN. ZUSAMMENFASSUNG DES ARMENISCHEN TEXTES.

 

/451/ In der armenischen Kirchengeschichte des 17. Jahrhunderts tritt Moses III. wie ein zweiter Erleuchteter auf. Er war es, der die Kirche aus der Wirrnis und das Volk aus der Dunkelheit zur organisierten Einheit und zu hellem Glanz emporführte. Die Zeitgenossen erblickten in ihm den Mann der Zeit und die Nachwelt gedachte seiner in dankbarer Anerkennung 1). Seine leuchtende Erscheinung zog die Herzen an sich und jeder versuchte in Wort und Schrift seiner Bewunderung für diesen großen Kirchenfürsten Ausdruck zu verleihen. Aus zeitgenössischen Kolophonen stromen uns helle und ergiebige Quellen, aus denen wir reichlich Materialien zu seiner Biographie und Zeitgeschichte schöpfen können. Die Aussagen der Zeitgenossen benutzte Arakel von Tauriz in seiner Geschichte des /452/ 17. Jahrhunderts. Es sind uns auch gewichtige Dokumente erhalten, teils im Propagandaarchiv, welche zur Beleuchtung der Zeit in kirchenpolitischer Hinsicht beitragen 2).

1. Teil: Moses' Biographie.

Um 1577, im Dorfe Chotanan (Provinz Siunik), erblickte Moses das Licht der Welt. Im altberühmten Kloster Tathew genoß er seine Ausbildung und erhielt im jugendlichen Alter die Priesterweihe 3). Um sich in den 1 hilosophischen und theologischen Studien weiterzubilden, begab er sich zu Wardapet Serapion in Amida. Am 26. April 1606 starb Serapion. Er hatte vor seinem Hinscheiden seinen jungen Schüler der Obhut Gregors von Caesarea, Patriarchen von Konstantinopel, anempfohlen 4). Nachdem Moses am Grabe Serapions von seinem Lehrer dankerfüllten Herzens Abschied genommen, begab er sich nach Konstantinopel zu Gregor. Im Jahre 1608 traf ihn hier Simeon aus Polen. Im folgenden Jahre reiste Moses in Begleitung seines Lehrers über Syrien nach Ägypten und besuchte Sinai und Jerusalem (8 5). Nach Konstantinopel zurückgekehrt, wurde er von Gregor mit der Wardapetwürde bekleidet (1613), worauf er zum zweitenmal Jerusalem besuchte und dann die Heimreise nach Tathew antrat 6).

/453/ In seiner Heimat angelangt (1613), fand er hier die zwei ihm von Jerusalem aus bekannten Einsiedler, den Bischof Sargis und den Wardapet Kirakos, die in der Umgebung von Tathew eine Einsiedelei gegründet hatten. Moses schloß sich ihnen an. Die Ankunft des jungen Wardapets wurde mit Jubel begrüßt. Viele meldeten sich als Kandidaten bei den Einsiedlern, um sich unter Moses' Führung dem Gottesdienst zu widmen. Schon im Jahre 1613 wird deren Zahl mit mehr als fünfzig“ angegeben. Das friedliche Leben der Einsiedelei wurde aber bald gestört. Die Geistlichkeit dieser Zeit, die ein weltliches Leben führte, unterstützt vom Katholikos Melchisedech, empörte sich gegen Moses; seine strenge Lebensweise wollten sie nicht dulden. Gregor von Caesarea nahm sich seines Schülers an; er richtete an Melchisedech einen Protestbrief und ermutigte gleichzeitig seinen Schüler in einem Trostbrief. Das Antwortschreiben Moses', worin er seinen felsen festen Willen kundgibt, zum Wohle und Nutzen der Kirche weiterzuarbeiten, wird S. 28-33 veröffentlicht 7).

Es folgt eine Übersicht über die kirchlichen Verhältnisse (1586—1626). Armenien steht unter dem osmanischen Joch. Die türkischen Aufständischen verheeren Kleinasien, Syrien und Armenien. Die Behörden walten nach Willkür. Die schwere wirtschaftliche /454/ Lage Armeniens veranlaßte den Katholikos Gregor, den Arakel und nachher den David zu Koadjutoren zu bestellen. Um 1587 starb Gregor. An seiner Statt übernahm Arakel das Amt des Katholikos und wählte neben David den Melchisedech zum zweiten Koadjutor (um 1589). Als um 1600 auch Arakel starb, wurde in das Triumvirat Avetis hereinbezogen. Als Premier-Katholikos galt David. Der tatkräftigste unter allen dreien war aber Melchisedech und allmählich riß er die Obergewalt an sich. In der Folge zeigte es sich, daß die Vereinigung der drei Katholikos zu gemeinsamer Amtsführung die Lage des Patriarchalstuhls noch erschwerte und verschlimmerte. Jeder von ihnen machte für sich auf Rechnung des Stuhles Schulden. Als ihnen kein anderer Ausweg mehr möglich schien, von den Schulden los zu werden, beschlossen die drei, gemeinsam sich zurückzuziehen und den Stuhl dem hochgeschätzten und materiell gutsituierten Wardapet Serapion zu übergeben. Kaum hatte Serapion den Thron bestiegen, als die persische Armee unter Schah Abas' Führung Eriwan eroberte. Auf Schah Abas' Befehl wurde Serapion als ,, osmanischer Spion“ gefangengenommen und gefesselt. Nur mit großer Mühe konnten ihn die Djulfaenser befreien. Serapion mußte abdanken und nach Amida heimkehren. Zu gleicher Zeit wurde die Bevölkerung der /455/ Araratebene gewaltsam nach Persien geschleppt. Melchisedech, der im Zuge der Emigranten war, konnte unterwegs entkommen und zurückkehren (1604). Er war in Etschmiadsin, als der Augustiner P. Gulielmus, der in Armenien wanderte, zu ihm kam. Dieser war von dem verwahrlosten Zustand der Gotteshäuser aufs schmerzlichste berührt. Er bat den Katholikos um etliche Partikeln von Reliquien der hl. Hripsime, was Melchisedech gern geschehen ließ. P. Gulielmus gab dafür dem Katholikos eine Summe als Almosen für die bedürftigen Priester. Diese in edelster Absicht erfolgte Annahme von Reliquien wurde dem P. Gulielmus von Gegnern als Diebstahl ausgelegt, während anderseits Melchisedech vor Schah Abas angeklagt wurde, die Reliquien dem Franken verkauft zu haben. Der Katholikos wurde zu körperlichen Strafen verurteilt. Es gelang ihm jedoch, durch Angebot einer jährlich zahlbaren Geldsumme die Gunst des Schahs zu gewinnen und die eigene Position zu befestigen. Dies wurde ihm aber später sehr verhängnisvoll. Von Schulden bedrückt, mußte er schließlich den Stuhl seinem Neffen, dem Sahak, überlassen und selbst über die Grenze fliehen. In Polen angekommen (1626), starb er in Kamenetz am 18. März 1627 8).

Einer von drei Mitregenten war Avetis. Er wird von den Zeitgenossen als tugend /456/ hafter und gelehrter Katholikos gepriesen. Unerklrälicherweise hat Arakel von Tauriz von seinem Dasein geschwiegen; es sind uns doch von Avetis sogar eigenhändig geschriebene Kolophone erhalten. Im Jahre 1613 war er in Jerusalem, wo er den Gregor aus Gandzak zum Erzbischof dieser Stadt weihte. Er starb um 1623, wahrscheinlich in Georgien 9).

Um 1617 tauchte in Aghwank' (Karabagh) der sogenannte „Mechlu Wardapet" auf, ein ungebildeter Mann, der sich für einen Wardapet ausgab, als Prediger herumwanderte und das Volk gegen die Zölibatpriester aufhetzte. Die Wardapets exkommunizierten ihn. Vom Volke aber in Ehrfurcht gehalten, zog er an der Spitze von Anhängern von Provinz zu Provinz, zum Schrecken der Mönche. In Eriwan angekommen, wurde er vom Statthalter festgenommen und aus dem Lande gewiesen. In Jerusalem ließ ihn dann der Patriarch Gregor einkerkern; später wieder frei geworden, verschwand er aus der Öffentlichkeit 10).

Unter diesen so verworrenen Verhältnissen sollte Moses seine volksaufklärende Tätigkeit entfalten. Trotz mancherlei Verfolgungen seitens der Kirchenwürdenträger und einflußreichen Großen, sogar des Schah Abas, setzte er seine Predigten, in denen er das Volk über Moral und Disziplin belehrte, /457/ fort. Er restaurierte die halbruinierten Kirchen, eröffnete Schulen und bildete die neue Generation heran (§11).

Da sich ihm immer neue Schwierigkeiten entgegenstellten und er die Unmöglichkeit sah, unter solchen Verhältnissen sein Missionswerk mit Erfolg weiterzuführen, entschloß er sich, den persischen Boden zu verlassen. Zu diesem Zwecke kam er nach Eriwan. Hier weilte er einige Zeit und verkündigte dem Volke das Wort Gottes. Durch seine Predigten gewann er die Sympathie des persischen Statthalters Amirguna Chan, dessen Frau eine Armenierin war. Der Chan ermutigte ihn, in Eriwan zu bleiben Moses renovierte darauf die Kirche auf dem Grabe des heiligen Apostels Anania“, baute daneben Zellen für Mönche und entwickelte eine rege Tätigkeit 12). Obwohl dies alles der Katholikos Melchisedech und seine Umgebung ungern sahen, konnten sie ihn nicht hindern, da Moses der Statthalter zur Seite stand. So gedachten sie jetzt, das große Ansehen des Wardapets zu ihren Gunsten auszunützen: sie wollten es erreichen, daß Moses selbst die Ölweihe zelebriere. Sie rechneten nämlich darauf, daß sein Name viele Leute zum Weihefest anlocken werde, was reichliches Einkommen bringen konnte. Zu diesem Zwecke weihte Melchisedech Moses zum Bischof. Darauf zelebrierte Moses die Öl/458/weihe mit großer Feierlichkeit. Nachher wurde der neugeweihte Bischof nach Persien eingeladen (um 1624), wo er der armenischen Kolonie Trost spendete, und kehrte dann nach Eriwan zurück (§13).

Ein glücklicher Zufall verhalf Moses noch mehremporzukommen. Er hatte bei seinem Aufenthalt in Jerusalem die Herstellung von weißen Kerzen gelernt. In Eriwan fabrizierte er solche Kerzen. Man brachte einige derselben dem Schah Abas, der großes Interesse zeigte und nach dem Erzeuger fragte. Darauf wurde Moses an den königlichen Hof berufen, wo er vom Schah den Auftrag bekam, einigen Persern die Herstellung der Kerzen zu lehren. Zur Belohnung wurde Moses zum Kirchenvorstand von Etschmiadsin ernannt. In dieser Eigenschaft fing er an, die verlassene Patriarchalkirche zu restaurieren. Dagegen protestierte der Katholikos Sahak, der darin eine Einschränkung seiner Macht voraussah; der persische Hof schenkte ihm aber kein Gehör. Sahak von allen Seiten von Schulden bedrängt, mußte in seiner Verzweiflung ebenfalls seine Rettung in der Flucht suchen (Dezember 1627). Vor den Beamten des Schahs, die Moses für diese Flucht verantwortlich hielten, konnte er sich rechtfertigen 14).

Wie waren diese Schulden entstanden? Eine von verschiedenen Versionen ist die fol/459/gende: Als im Jahre 1615 Melchisedech vom Schah in die Enge getrieben wurde, zugunsten Davids abzudanken, schlug er, keinen anderen Ausweg sehend, dem Schah vor, für die Innehabung des Stuhles ihm jährlich einen Betrag von 100 Tumans zu entrichten. Der geldgierige Schah stimmte zu. Melchisedech aber hatte die erste Quote nicht rechtzeitig zahlen können. Darauf sandte der Schah vier Beamte, die solange beim Katholikos auf dessen Kosten bleiben sollten, bis die bestimmte Summe voll entrichtet wurde. Auf diese Weise war der Betrag von 100 Tumans zu einer beträchtlichen Summe angewachsen. Um diese zu bestreiten, fing man an, das Volk zu erpressen. Die Gewalttaten halfen aber nicht. Als die Lage unerträglich geworden war, blieb dem Katholikos der einzige Weg offen: heimlich ins Ausland zu flüchten. Seinem Beispiel folgte auch sein Nachfolger Sahak. Durch die Flucht aber war das Los des Patriarchalstuhles nicht gerettet. Es war die allgemeine Überzeugung, daß der Schah keinen Groschen von der Summe nachlassen werde. Dennoch versuchte Moses, an die Barmherzigkeit des Schahs zu appellieren. Im Jahre 1628 begab er sich nach Kazwin. Die Minister aber rieten ihm ab, sein Anliegen dem Schah vorzutragen, und Moses kehrte wieder heim. Kurz nach /460/ seiner Rückkehr starb Schah Abas (im Herbst 1628). Ihm folgte sein Enkel Schah Sefi. Moses eilte nach der Residenzstadt, dem neuen Schah zu huldigen; es war zugleich der geeignetste Moment, die Etschmiadsiner Angelegenheit dem Herrscher vorzulegen. Schah Sefi nahm Moses' Ansuchen entgegen und hob die von seinem Großvater über den Patriarchalstuhl verhängte Steuer auf. Obwohl das ganze Verfahren Moses über 1000 Tuman kostete, kehrte er doch voll Freude nach Hause zurück 15).

Etschmiadsin war verwaist. Der Katholikos Sahak befand sich auf der Flucht im osmanischen Gebiet. Auf Verlangen der ganzen Nation im In- und Ausland wurde Moses am 13. Jänner 1629 zum Katholikos gewählt 16). Dies verletzte Sahaks Ehrgeiz. Er reiste nach Konstantinopel, um vom Sultan die Ermächtigung zu erhalten, seine Gewalt über die im osmanischen Reiche lebenden Armenier gelten zu lassen. Umsonst bemühte sich Moses, Sahak von seinem Vorhaben zurückzuhalten. Man dachte eine Weile sogar an die Intervention des römischen Papstes. Als Sahak sich nachher dem Großwesir Chusrew Pacha vorstellte, bekam er von ihm die Alternative: entweder zum Islam überzutreten oder unter Martern zu sterben. Leider bestand der Katholikos nicht diese Probe /461/ seines Glaubens. Seine Apostasie bereute er später in Etschmiadsin 17). Nach viereinhalbjähriger Regierung starb Moses am 21. Mai 1633 zu Eriwan. Ihm folgte sein Schüler Philippus 18).

Moses war ein Mann energischen Charakters und unermüdlicher Beharrlichkeit. Durch seine strenge Lebensweise die Wahrhaftigkeit seiner Parole bestätigend, verkündete er die Worte Gottes zur Erhebung der christlichen Moral und kirchlichen Sitten. Die Laster wurden zurückgedrängt, den Ausschweifungen gesteuert. Den unzähligen Hemmnissen standhaltend, förderte er eifrig die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Nation, gründete Schulen und Klöster für beide Geschlechter, renovierte die verfallenen Kirchen und schmückte sie innerlich und äußerlich aus. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dem Mönchswesen, schenkte gesunde Erziehung der neuen Generation, erzog sie in Frömmigkeit, Disziplin und Wissenschaft und schuf der Kirche tüchtige Beamten. Innerhalb der Kirche stellte er Einigkeit her und pflegte gute Beziehungen zu der römischen Mutterkirche. Er hauchte der Nation frischen Odem zu neuem Leben ein und wurde in der Geschichte seiner Nation eine säkulare Persönlichkeit.

/462/ Zweiter Teil: Moses' Wirksamkeit.

Auf das im Jahre 1611 bei Tathew gestiftete Einsiedlerkloster zurückgreifend, skizziert der Verfasser die Entwicklung und Ausbreitung der armenischen Einsiedelei im 17. Jahrhundert und gibt Einsicht in die Konstitution sowie Gebetseinrichtungen des Stiftes (§§ 20—22).

Es folgt ein Überblick auf den Lebenslauf des Vardapets Paul aus Mokk', der ein Vorläufer und Mitkämpfer des Moses war (S 23). Anschließend wird die Persönlichkeit des Fürsten Melik Haykazn dargestellt, der ein frommer Patron der Einsiedler und mächtiger Förderer der kulturellen Unternehmungen der Wardapets Paul und Moses war 24).

Als im Jahre 1613 Moses heimkehrte, sah er sich vor der ernsten Aufgabe, vor allem dem Priesertum aus seiner trostlosen Unwissenheit herauszuhelfen. Zu diesem Zweck eröffnete er im vor kurzem bei Tathew gestifteten Einsiedlerkloster ein theologisches Seminar, wo die zum Priesterberuf erkorene Jugend ihre Ausbildung genießen sollte. Unter strenger klösterlicher Disziplin machte die Jugend wunderbare Fortschritte in der Frömmigkeit. Sie lernte dabei auch die Schreibkunst und die kirchlichen Einrichtungen kennen. Die Begabteren wurden zum /463/ weiteren Studium des philosophischen und theologischen Kurses befördert, selbstverständlich nach den veralteten Lehrbüchern. Aus dieser Schule gingen mehrere Kopisten, Dorfpriester und Wardapets hervor. Sie lieferten den Einsiedlern und Dorfkirchen aszetische und liturgische Bücher in Abschrift, eröffneten in den Städten und Dörfern Schulen, die Wardapets errichteten neue Klöster und entwickelten eine rege Missionstätigkeit 25). Es werden einige hervorragende Persönlichkeiten namhaft gemacht 26).

Gestützt auf seine Schüler, begann nachher Moses, als er zum Katholikos ernannt wurde, die Diözese zu organisieren 27). Es wird ein von Moses im Jahre 1631 an die Gemeinde von Nachidschevan gerichtetes Sendschreiben veröffentlicht, worin der Katholikos die Gemeinde zur Eintracht mit dem Bischof ermahnt 28).

Er hat sich durch die Restaurierung der Patriarchalkirche in Etschmiadsin besonders verdient gemacht. Um die Kirche herum lag seit vielen Jahren ein Haufen von Mist und Schutt, die Kuppel war beschädigt und das Kircheninnere voll Schmutz. Im Jahre 1627 legte er die Hand an die Arbeit. Die Kirche wurde gründlich restauriert (1631) und mit notwendigen Geräten versehen 29).

Die väterliche Liebe, die er allen Christen /464/ entgegenbrachte, trieb ihn, sich insbesondere der diesseits und jenseits der Grenze von den Persern und Türken gefangengenommenen Armenier fürsorgend anzunehmen. Er ließ die silbernen Geräte der Patriarchalkirche einschmelzen, damit er mit dem Gelde die Gefangenen loskaufen konnte. Zu gleicher Tat bewog er auch die Gläubigen in beiden Ländern. Tausende Armenier fanden auf diese Weise ihre Rettung (§30).

Um die Einheit innerhalb der armenischen Kirche herzustellen, bemühte sich Moses, die Rivalität der noch lebenden Amtsgenossen David und Sahak zu neutralisieren. Sahak leistete eine Weile Widerstand, mußte jedoch zuletzt nachgeben.

Aus alter Zeit her behaupteten Aghtamar, Gandzassar und Sis ihre autokephale Stellung. Es gelang Moses, Stephan, den Katholikos von Aghtamar, seiner Autorität zu unterwerfen. Mit den anderen knüpfte er freundschaftliche Beziehungen an 31).

Die kirchlichen Verwirrungen unter den Armeniern in Polen; Erzbischof Nikolaus Torosewicz. Unter den Quellen, die das Thema behandeln, kommt in erster Linie Simeon aus Polen als Augenzeuge in Betracht. Ihm gehört jene anonyme, in Versen geschriebene, am Anfang und Ende verstümmelte Schrift an, die Alishan in Kamenic /465/ herausgegeben hat. Es sind dem Verfasser auch Dokumente aus dem Archiv der Propaganda zugänglich.

Im Dezember 1626 wurde der 25jährige Mönch Nikolaus aus der Lemberger Familie Torosewicz, schlechten Charakters, vom Katholikos Melchisedech, der aus PersischArmenien flüchtig in Lemberg weilte, gegen den Willen des Volkes zum Diözesanbischof geweiht. Vor den vom Katholikos gegen die Widerspenstigen gedrohten Bannstrahlen erschrocken, leistete das Volk dem Neugeweihten seinen Gehorsam.

Im Dezember 1628 weihte der Bischof in Kamenetz den Onophrius zum Priester. Da er bereits am 16. (anstatt am 40. ) Tage nach der Ordination die Primiz zu halten erlaubte, protestierte gegen ihn der Expatriarch von Konstantinopel, Gregor aus Caesarea, der als Gesandter des Moses vor kurzem dorthin gekommen war. Die Primiz wurde verschoben. Am nächsten Sonntag ging dem Neugeweihten von neuem der Befehl zu, die Primiz zu halten. Um die Entrüstung des Gregor abzuwehren, bewog der Bischof die Statthalterei, den Gesandten als einen türkischen Spion aus dem Lande auszuweisen. Als Antwort bekam er vom Ausgewiesenen eine Bannbulle. Dies veranlaßte das Volk, ihm den Gehorsam abzusagen. Es entstand eine ungemeine Verwirrung.

/466/ Die Gärung dauerte noch an, als am 20. September 1630 Chatschatur aus Caesarea als Gesandter des Katholikos in der Stadt eintraf. Ihn hatte der Bischof in Ehrfurcht empfangen. Die Anwesenheit des Gesandten gestaltete die Gegensätze noch ärger, anstatt sie zu beschwichtigen. Die Gegner verlangten die Absetzung des Bischofs. Alle Versuche des Bischofs, die Feindseligkeiten zu entspannen, mißlangen.

In Verzweiflung machte der Bischof den Schritt, in die Katholische Union überzugehen. Am 30. August 1630 legte er in der Karmelitenkirche das katholische Bekenntnis feierlich ab. Unterstützt von polnischen Studenten und Polizei, nahm er die Kirche in Besitz. Nun war die Reihe an ihm, den Gegnern die Strenge seiner Gewalt zu zeigen.

Der Gesandte des Katholikos verließ unverrichteter Sache die Stadt, um seinem Oberhirten von dem Geschehenen Bericht abzustatten. Ihm folgte eine Abordnung der Armenier, um beim Katholikos gegen den Bischof zu protestieren.

Moses wandte sich brieflich an Papst Urban VIII. und König Wladislaw, um durch ihre Vermittlung die Lage der Armenier in Polen zu erleichtern. Nichts half, die geschaffene Lage zu ändern 32).

/467/ Die Beziehungen der armenischen Kirche zum Hl. Stuhl. Nach der Wiederherstellung des armenischen Katholikosats in Etschmiadsin (1439) hat zum erstenmal Stephanos mit Rom eine direkte Beziehung angeknüpft. Er begab sich sogar persönlich nach Rom, um durch die päpstliche Vermittlung die europäischen Mächte für die armenische Sache zu gewinnen. Seine Bemühungen blieben ohne Ergebnis, da er unterwegs in Lemberg vom Tode ereilt wurde (1551). Seine Nachfolger, Michael und Thaddäus, setzten zwar die Verhandlungen mit Rom fort, die ersehnte Befreiung Armeniens aus dem persischen Joch konnte aber nicht erreicht werden. Nach einer Unterbrechung von 20 Jahren griff der Katholikos Melchisedech die Verhandlungen wieder an. Um 1601 wandte er sich mit einem Schreiben an Klemens VIII., um durch ihn den spanischen König Philipp zu veranlassen, den armenischen Kaufleuten manche Konzessionen zu gewähren. Uns ist nur das päpstliche Schreiben an Philipp erhalten (vom 13. September 1602); eine armenische Übersetzung desselben wird wiedergegeben.

Im folgenden Jahre wurde Erivan von Schah Abas erobert und nach kurzer Frist die armenische Bevölkerung der Ebene zwangsweise nach Persien deportiert (1604). Um 1606 und 1607 schrieb der Katholikos David, /468/ der in Persien weilte, zwei Briefe an Papst Paul V., um ihn zu einer Fürsprache zugunsten der Armenier beim Schah anzuregen. Der zweite Brief ist bei Gowea in einer Übersetzung erhalten.

Am 12. (15. ) März 1610 schrieb Melchi. sedech neuerlich an Paul V., um ihm Gehorsam zu leisten. Den Brief brachte Zacharias, der spätere Patriarch von Konstantinopel, nach Rom (1611, August). Seine Audienz beim Heiligen Vater beschreibt Simeon aus Polen, der dabei anwesend war. Die päpstliche Antwort vom 25. März 1612 sowie die päpstlichen Geschenke für Melchisedech wurden Zacharias eingehändigt, der am 26. März die Ewige Stadt verließ. In Konstantinopel angekommen, wurde er zum Patriarchen gewählt. Den Brief samt den Geschenken übersandte er an den Katholikos mittels zweier Bischöfe. Am 22. März 1613 beantwortete M. den päpstlichen Brief, worin er die von Paul V. vorgeschlagenen drei Artikel: Mischung des Wassers ins Weinopfer, Auslassung des Satzes ,, qui crucifixus es aus dem Trishagion und die Anerkennung der chalzedonischen Synode, mit Geneigtheit entgegennahm, mit der Bemerkung, daß die Verwirklichung derselben in die Praxis einer günstigeren Zeit zu überlassen sei. Paul V. führte in seinem Antwortschreiben eingehend die Beweise von Kirchenvätern an, um die Wichtig /469/ keit der drei Artikel für die Union zu betonen. Diese Briefe hat A. Bzovius, Pontifex Romanus, 202 ff., wiedergegeben (die armenischen in lateinischer Übersetzung). Die Daten der päpstlichen Schreiben sind zu lesen: 1612, VIII Kal. Aprilis (25. März), anstatt: IV Kal. Maii, und beim zweiten: 1615, V Kal. Junii (28. Mai).

Die weiteren Korrespondenzen des M., wie z. B. die von Vardan Hunanian erwähnten Briefe aus den Jahren 1622 und 1623, sind uns nicht erhalten. Am 4. Februar 1623 beantwortete sie die Sacra Congregatio mit einer gewissen Zurückhaltung, da sie an der Wahrheit der Äußerungen zweifelte.

Melchisedech seufzte um diese Zeit unter ungeheuren Schulden, die er dem persischen Hofe zu entrichten hatte. Um davon loszuwerden, weihte er seinen Neffen, den Sahak, zum Katholikos und nahm selbst die Flucht über die Grenze. In Lemberg stellte er sich dem Nuntius als katholisch vor. Auf die diesbezügliche Anfrage des Nuntius erwiderte S. C., daß die Union im Sinne der florentinischen Akten noch nicht zustande gekommen ist. S. C. empfiehlt dem Nuntius, ,, seine Neigung zur Union“ ausnützend, ihn dazu wärmstens anzuregen. Als die Verhandlungen noch im Gange waren, starb Melchisedech am 18. März 1627 in Kamenetz. 33).

/470/ Die Beziehungen des Katholikos Moses zur katholischen Kirche. Moses verkehrte mit den Unierten in Armenien und mit den lateinischen Missionären freundlich. Sein Standpunkt war: die Beziehungen der christlichen Kirchen zueinander sollten auf Liebe beruhen. In Isfahan lernte er die unbeschuhten Karmeliten kennen. Durch sie angeregt, trat er in Briefwechsel mit dem Heiligen Stuhl. Seine Geneigtheit zur Union bekundete er in mehreren Schreiben an den Heiligen Stuhl. Dem Verfasser ist aus dem Propagandaarchiv eine Anzahl von Korrespondenzen zugänglich, auf Grund welcher er die Unionbewegung beschreibt, die in den Jahren 1625 bis 1633 sich entwickelte. Die Dokumente werden in armenischer Übersetzung wiedergegeben 34).

Gregor von Caesarea und der Katholikos Moses. Gregor war ein Gegner der Union. Er protestierte gegen das Schreiben, das Moses im Einvernehmen mit zwölf Bischöfen an den Heiligen Stuhl gesandt hatte. Ein Mahnbrief von ihm an die Mönche von Etschmiadsin wird veröffentlicht 35).

Paolo Piromalli und der Katholik os Moses. Der Dominikaner Paolo Piromalli wurde am 31. Mai 1631 nach Armenien geschickt, um in der /471/ Nachitschevaner Diözese dem neugegründeten katholischen Seminar als Rektor vorzustehen. Ihn traf das Mißtrauen des Erzbischofs Augustin. Moses' Vermittlung, um den Prälaten mit Piromalli zu versöhnen, mißlang. Piromalli wurde verhaftet; erst nach 22monatiger Kerkerhaft erlangte er die Freiheit durch Intervention von Papst Urban VIII. 36).

Die armenische Kaufmannschaft und der Heilige Stuhl. Die armenischen Kaufleute von Djulfa waren für die Union. In einem Gesuche an den Heiligen Stuhl erbaten sie Zollfreiheit und Freilager in christlichen Hafenstädten. Die Propaganda erklärte sich bereit, ihnen diese Gunst zu verleihen 37). de Versuche, in Rom ein armenisches Seminar zu eröffnen. Schon Gregor XIII. plante, in Rom ein armenisches Seminar zu gründen. Es gab zwar in Rom armenische Alumnen, aber kein Seminar. Im Jahre 1624 tauchte der Plan wieder auf. Diesmal dachte der Heilige Stuhl, das Seminar in Goa zu errichten. Paolo Cittadino, Bischof von Mira, sollte an Ort und Stelle die Möglichkeit studieren. Im Jahre 1627 ist er bei der Heimreise gestorben; er hinterließ 2212 Realen zwecks Errichtung des beabsichtigten Seminars in Rom. Die Djulfaenser kamen im  /472/ Jahre 1630 mit einem Vorschlag, dieses Seminar auf größerer Basis zu errichten. Die Kosten wollten sie selbst bestreiten. Die Propaganda begrüßte diesen Vorschlag freudig. Doch der plötzliche Tod des Katholikos sowie des Bischofs J. Tadeo ließ diesen Plan nicht zur Ausführung kommen. Die Propaganda kehrte zu ihrem früheren Projekt zurück 38).

Die armenische Bib ela u sga be. Es war ein Plan der Armenier, in Rom neben dem Seminar auch eine Druckerei zu haben, worin man zur geistigen Entwicklung des Volkes nützliche Bücher, in erster Reihe die Bibel drucken konnte. Diesbezüglich soll Joh. Tadeo des näheren mündlich gesprochen haben. Armenische Charaktere besaß die vatikanische Buchdruckerei seit 1579 und hatte schon manche Bücher veröffentlicht. Bedenklicher erschien der Propaganda die Bibelausgabe. Die armenische Übersetzung sollte genau geprüft werden. Als Johannes Molino aus Smyrna die Wichtigkeit der römischen Bibelausgabe betonte mit der Behauptung, daß die Armenier vorhätten, dieselbe in Holland bei den Protestanten zu drucken, beeilte sich die Propaganda, ihm mitzuteilen, daß sie die Edition schon in Angriff genommen habe. Da sie vernommen hatte, daß die Fratres Unitores eine Vulgataübersetzung verfaßt haben, so be /473/ auftragte sie den Augustin, eine Kopie davon baldigst ihr zukommen zu lassen. Die Sache verzögerte sich zu lange und kam in Rom nie in Ausführung, bis Oskan zuerst im Jahre 1660 in Amsterdam eine armenische Bibel herausgab 39).

Moses als Schriftsteller. Es ist uns unter Moses' Namen nur ein Nekrolog zum Tode des Katholikos Serapion (+ 1606), welcher der Lehrer Moses' war, erhalten. Diese Schrift ist in Prosa und Versen verfaßt, worin der Dichter von seiner kindlichen Anhänglichkeit zum Lehrer Zeugnis gibt. Diese wird S. 409 ff. veröffentlicht 40).